HOMECOMING
DIE GESCHICHTE UNSERES PLATZES
Wo beginnt die Geschichte unseres Platzes? War es vor 35 Jahren als wir aus Österreich emigrierten, als der Platz Moorland war und Rinder grasten ohne Busch oder Baum, Straꞵe, Haus, Elektrizitӓt oder Wasseranschluss? Oder began sie vor Jahrtausenden, wenn alles bewaldet war in einer Zeit bevor die Kelten kamen und die Wӓlder niederbrannten, um Grasland für ihre Rinder zu schaffen ?
Die andere Frage die sich stellt ist: Was meine ich mit Platz? Die 10 Hektar Moorland an einem kleinen See, d.h. ein materieller Platz oder meine ich damit eine vielschichtige Realitӓt, ein Energiefeld das lebt und Informationen sammelt, wie ich ihn in diesen Jahren erfahren habe?
Ich fange damit an die Geschichte des physischen Platzes zu erzӓhlen, wie ich ihn mit meinen fünf ӓußeren Sinnen erfahren habe und dann wie ich ihn mit meinen inneren Sinnen gefühlt und empfunden habe. Aus diesen zwei Anschauungen entsteht ein Sinn und Empfinden von-Nach-Hause Kommen und Zugehörigkeit.
Der Physische Platz
Was brachte uns zu dem Platz? Wir hatten davor in einem kleinen Bauernhaus in Österreich am Land gelebt, hatten ein paar Schafe, Hühner und eine Katze, lernten Wolle zu spinnen und versuchten uns zum ersten Mal an einem kleinen Garten. Vier Jahre davor hatten wir Wien mit dem Wunsch verlassen in uns Frieden zu finden und und mit unseren Wurzeln und unserer Quelle wieder zu verbinden – auch wenn wir selbst nicht wussten was wir damit meinten. Was wir wussten war, dass wir uns von der Natur und Menschen und vor allem von uns selbst betrennt fühlten. Und damit hatte unsere Reise ins Ungewisse begonnen.
Nach den vier Jahren am Land war ich bereit für ein Abenteuer irgendwo auf der Welt. Bettinas Vision war es einen Platz zu schaffen, der uns und Anderen dienen würde, meine war einen Park zu schaffen. Daraufhin reisten wir für zwei Wochen in Irland und fanden einen Platz in Form eines Moorlandes an einem kleinen See nahe einer Kleinstadt am Rande einer weiten Wildnis.
Nach unserer Ankunft mit unserer 3-jӓhrigen Tochter im Maerz 1984 mieteten wir für 2 Monate ein Haus in der Stadt. Wӓhrend wir auf die Planungsgenehmigungen warteten, bauten wir eine Straꞵe, renovierten einen Caravan, brachten ihn aufs Land und pflanzten 3,000 Bӓume. Um den Caravan bauten wir einen Schuppen und ein Humusklo, davor ein Glashaus und darüber einen Raum für Menschen, die kamen und uns halfen. Alles ging langsamer als erwartet. Wir bauten statt des Glashauses einen Wintergarten und statt des geplanten runden Hauses erweiterten wir die Struktur, die wir begonnen hatten.
Im folgenden Flühling fuhren wir den Caravan heraus auf einen anderen Platz und bauten an seiner Stelle das Wohnzimmer. Am Ende dieses Jahres zogen wir in das halb-fertige Haus. Wir freuten uns an dem Erfolg, ohne Wasser und Elektrizitӓt ein Dach über unseren Kopf gebaut zu haben. Endlich konnten wir loslassen. Erst jetzt konnten wir den Kulturschock, ein Fremder in einem fremden Land zu sein, fühlen.
In den darauffolgenden Jahren bauten wir das Haus zu Ende und einen Schuppen, begannen einen Garten und Blumenbeete zu pfanzen. Wir nahmen an Yoga-, Tennis- und Tanzgruppen Teil. Trotzdem blieb das Gefühl von Fremde. Dies zwang uns nach dessen Grund zu suchen, d.h. unsere Gedanken und Vorstellungen.
Plötzlich waren wir mit der Neuigkeit konfrontiert, dass Nachbarn das Recht hatten, auf unserem Land Torf zu stechen und Torfmull zu nehmen. Es dauerte 7 Jahre, um diese Rechte aufzulösen. Rechtsanwӓlte nahmen Verantwortung fuer ihre Fehler und wir hatten uns unsere unverdauten Lebenserfahrungen bewusst zu machen und zu vergeben, die wir mit uns gebracht hatten.
Dies war der Beginn eines inneren Lernens. Wir wurden uns unseres Konditioniertseins bewusst und all dessen, womit wir nicht in Frieden waren. In dieser Zeit lernten wir uns, den Platz und die Umgebung kennen. Für die nӓchsten 10 Jahre lebten wir ohne Auto, ohne Ablenkungen und einem Minumum an Geld. Unsere Entscheidung unsere Kinder zu Hause zu unterrichten half uns, uns all der Hindernisse für ein glückliches Familienleben bewusst zu werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Energie des Moores geholfen hat, all das in uns Unerledigte ans Licht zu bringen. Man sagt, dass das Moor Erinnerungen speichert. Wir hatten das Moor aufgegraben und nun rüttelte das Moor unsere Lebensvorstellungen auf.
Als wir uns wieder hinaus in die örtliche Gemeinschaft und die Welt gingen, fühlten wir uns geerdet und bereit den Platz auch für Andere zu öffnen. Die Bӓume gaben uns nun nach 19 Jahren Schutz vor Orkanen und ein Gefühl von Zuhause. Menschen kamen regelmӓꞵig um zu trommeln, zu singen und zu schreiben.Wir nahmen auch an verschiedenen Gruppen im Land teil, um vor Gruppen sprechen zu lernen und zu Schamanismus eingeführt zu werden. Ich oeffnete meine Praxis als Architekt und Bettina gab Kurse in kreativem Schreiben.
Waehrend dieser Jahre des Nach-Auꞵen-Gehens machten wir nur das Notwendigste um Land, Haus und Garten in Ordnung zu halten. 2009 war die Wirtschaftskrise und es war Zeit, uns wieder auf uns selbst und Land und Haus zu konzentrieren. Ich vertiefte meine Arbeit, Realitӓt als Energiefelder zu empfinden und uns als integren Teil eines ungeteilten Ganzen.
In dieser Zeit schrieb und veröffentlichte ich ein Buch über Energien von Plӓtzen und Rӓumen und Bettina eine Anthologie ihrer Gedichte. Ich begann das Haus zu verbessern und Fehler auszubessern. Als unsere Kinder auswanderten, luden wir junge Menschen ein, mit uns zu wohnen und uns mit der Arbeit am Land zu helfen. Wir sind jetzt im Moment in der Phase, das Land für die nӓchste Stufe der Entwicklung vorzubereiten. Es braucht neue und jüngere Menschen um das Land für Andere zu öffnen, es weiterzuentwickeln und zu erhalten.
Der Geist des Platzes (Spiritus Loci)
Ich werde nun die Geschichte von dem gesichtspunkt der Realitӓt als Energie erzӓhlen. Sie ist unsichtbar und beinhaltet die Blaupause und die Essenz, die einzigartige Qualitӓt eines Platzes. Sie gibt uns die Kraft und Information, wie der Platz weiter wachsen will.
Ich beschreibe in meinem Buch ‚House Whisper, Energies of Man, Places and Spaces‘ zwei verschiedene Arten von Plӓtzen: Plӓtze, die eine Persöhnlichkeit haben wie wir Menschen: mütterlich, nach Außen gehend, nach Innen schauend, offen für die Welt, verschlossen etc. und Plӓtze, die der weiteren Gemeinschaft oder dem Staat dienen. Als wir einen Platz suchten, waren unsere Visionen ein Park und ein Platz für uns und Andere. Daher zog uns ein Platz an, der von seiner Energy der Öffentlichkeit dient.
Zu einem sehr großen Teil ist der Platz Moor. Man sagt, dass das Moor nicht nur Körper und Butter aufbewahrt, sondern auch die Geschichten der Menschen. Es zieht uns in innere Plӓtze, die uns nicht bewusst sind. Diese mögen uns unbewusste Talente sein, aber auch unverarbeitete Erlebnisse aus der Vergangenheit. Die Vergangenheit kann in diesem Leben sein, kann aber auch Jahrtausende zurück liegen. Haus, Caravan und Garten sind zwar nicht im Moor, aber das umgebende Moor wird unweigerlich unverdaute Erlebnisse hochbringen, um sie aufzulösen und zu vergeben.
Wӓhrend das sumpfige Moor die Tendenz hat uns niederzuziehen, symbolisiert der See mit seinen immer wechselnden Farben und seinem bewegten Wasser Leichtigkeit und Flexibilitӓt. Der Platz ist auf einem Hügel und bietet daher als Gegengewicht zum Moor eine Weitsicht in alle Richtungen. See und Hügel representieren die weiblichen und mӓnnlichen Aspekte der Energie.
Im Jahr 2006 fand ich eine Kreuzung von Energielinien. Ich verstehe sie als ein Netzwerk von kosmischer Energie von hoher Frequenz, die die Gesellschaft und ihre Kultur informiert und ihr Gestalt und Sinn gibt. Diese zwei kreuzenden Lay Linien sind mit vier Kraftplӓtzen verbunden. Zum Norden ist der Berg Nephin. Seine Qualitӓt is kraftvoll alleine zu stehen. Gegen Osten ist ein Berg in der Nӓhe von Foxford, markiert mit einem Kreuz. Kosmische Energie ist in die Erde gezogen und erscheint wieder als Blume. In Richtung Süden ist Ballintubber Abbey als Symbol der Materialisierung von Geist. Zum Westen hin ist Croagh Patrick, der heilige Berg, wo Licht energetisch wie Milch aus dem Gipfel fließt und die nӓhere und weitere Umgebung segnet. Diese vier Kraftorte symbolisieren die vier Jahreszeiten. Sie beginnen im Winter im Norden, wo die Kraft in der Erde ruht, blüht im Frühjahr, reift im Sommer und trӓgt Früchte im Herbst.
Namen von Plӓtzen geben auch ein Verstehen der Qualitӓt eines Platzes. Die Nachbarschaft heiꞵt Derreenmanus. Der Name kommt vom Gӓlischen und bedeutet ‚Der Eichenwald des McManus‘. Als der Eichenwald vor Jahrtausenden verbrannt wurde um Weiden für Rinder zu schaffen, begann das Moor zu wachsen. In einem Eck des Landes, das nicht Moor ist, stand ein Cottage, das einem Bauern gehörte. Wir können noch immer die Erhebungen in der Umgebung sehen, wo Kartoffeln angebaut worden sind. Kein Stein blieb vom Haus über. Bevor ich selbst begann die Energie von Plaetzen zu reinigen, kam ein Mann und sagte uns, dass viele Seelen um das offene Feuer im Wohnzimmer versammelt seien. Sie wӓren wӓhrend der Hungersnot gestorben und lieꞵen eine traurige Athmosphere um den Platz, die wir oft unbewusst annahmen. Er sprach auch über eine sehr wütende Seele, die er dort spürte, wo das Haus einst stand, konnte sie aber nicht befreien.
Jahre spӓter kam ich in Kontakt mit dieser Seele. Er war sehr wütend und erzӓhlte mir, dass er wӓhrend der Hungersnot nach Amerika ging und als er 20 Jahre spӓter zurückkehrte war das Haus weg, weil der Nachbar all die Steine für sein eigenes Haus verwendet hatte. Wӓhrend ich ihm zuhörte, löste sich sein Zorn auf und er konnte von seinem Platz und der Erde loslassen.
Der Name des Sees an dem wir leben heiꞵt ‚Lough Rusheen‘. Er bedeutet ‚Bewaldete Halbinsel‘. Im Frühjahr, wenn der Wasserstand am Niedrigsten ist, kann man die Baumstümpfe sehen. Der Nachbar erzӓhlte mir am Beginn, dass er die Eichen gefӓllt hӓtte, um Pfosten fü,r einen Zaun zu machen. Bevor wir kamen, grasten des Nachbarn Rinder auf dem Land und lieꞵen tiefe Löcher in dem weichen Boden zurück. Dadurch ist das Gehen abseits von selbstgemachten Pfaden schwierig.
Wir können auf einer unsichtbaren Ebene sehen, dass zum einen sehr hohe kreative und heilende Energien auf dem Platz sind, zum andern aber auch niedrige von Menschen verursachte, die das Potential des Platzes verdunkelt haben. Wir sahen es als unsere Aufgabe, die dunklen Energien nicht nur des Platzes, sondern auch in uns zu reinigen, um fӓhig zu sein gemeinsam mit den kreativen Energien des Platzes etwas Neues zu gestalten.
Synthese: Nachhausekommen und Dazugehören
Österreich war nicht in der EU als ich 1984 emigrierte. Ich hatte den offiziellen Status eines ‚Alien‘ und fühlte mich auch als Fremder, ja Auꞵerirdischer, je lӓnger ich in dieser fremden Kultur lebte, wo Menschen mit dem Auf und Ab des Lebens sehr anders umgingen als ich es gewohnt war. Ich hatte ein Haus gebaut, aber es war kein Zuhause.
Zuhause war nicht mehr der Platz, auf dem ich aufgewachsen war, der mich konditioniert hatte, wo ich mich zugehörig gefühlt hatte. Ich hatte diesen Geburtsort verlassen und kein Weg führte mehr zurück. Wir beide mussten das Zuhause und mit ihm ein Gefühl von Frieden, Zugehörigkeit und Identitӓt woanders finden.
Wir wurden uns bewusst,dass unsere Gedanken die Ursache für unser Unglück sind. Wir hinterfragten all die konditionierten Gedankengebӓude, die wir mit uns gebracht hatten. Ich bekam ein Architekt meines Denkens und lernte, dass ich sie verӓndern, renovieren und erneuern konnte wie wie Gebӓude einer Stadt. Ich wurde mir vergangener Leben und deren Traumata und Schatten in mir und auf dem Land bewusst.
Je mehr wir auf einer energetischen Ebene reinigten, je mehr fühlte ich mich verbunden mit meiner Familie, dem Platz, mit Menschen und der Erde. Ich fühle mich zuhause wo immer ich bin, aber hier zu diesem Platz fühle ich mich am tiefsten verbunden, weil wir jeden Baum und jeden Busch selbst gepflanzt und wachsen gesehen haben.
Die Bӓume auf diesem Land und in weiten Teilen Irlands wurden vor Jahrtausenden niedergebrannt, um Weiden für Rinder zu schaffen. Die Temperaturen fielen, wodurch das Moor wachsen konnte. Die Monokulturen von Rinderzucht und Kartoffelfeldern führten zur Hundersnot und Armut. Mit diesem historischen Hintergrund konnte nichts sinnvoller sein als meine Vision einen neuen kulturellen Kreislauf zu starten, indem wir Bӓume und Büsche pflanzten.
Das Christentum machte uns immer Hoffnung auf den Himmel, lehrte uns aber nie den Himmel auf die Erde zu bringen. In einer Zeit größter Umweltzerstörung ist es dringend, dass wir lernen uns wieder mit uns und der Erde zu verbinden, sodass wir mit ihr zusammen arbeiten und aufhören, diesen Planeten und uns zu zerstören.
Nachdem Bettina das Obige gelesen hatte, stellte sie eine interessante Frage: Warum ist dieser Platz nicht als Kraftplatz bekannt wie Crough Patrick or Nephin? Meine Antwort darauf ist: Weil das Zentrum dieses Platzes mit der Kreuzung der Energielinien ein Symbol des Platzes in uns ist. Es ist unser Innerstes, unsere Verbindung zu allem was ist. Es ist nicht sichtbar, ist nicht hier um verehrt zu werden. Es ist geheim, weil es heil und ganz, weil es heilig ist.
Jeder Versuch einer Umkehr der Umweltzerstörung muss mit uns beginnen. Die Antworten sind nicht auꞵerhalb von uns, sondern in uns. Einstein sagte: ‚Probleme kann man nie mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind‘. Wir suchen Glück auꞵerhalb von uns und zerstören unsere Umwelt, weil wir uns für die falsche Suche, die uns süchtig macht, hassen. Wenn wir nach Auꞵen schauen, sehen wir die Welt in Abermillionen von Teilen fragmentiert und fhlen uns getrennt von Allem. Schauen wir nach innen, ist alles miteinander verbunden. Wenn wir Probleme und die damit verbundenen Schmerzen annehmen, lösen sie sich in nichts auf und die Antworten werden uns gegeben.