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UNSERE GESCHICHTE IN 4 TEILEN

1. TEIL

 

Bettina wächst in Hamburg auf. Der Zeitpunkt ihrer Geburt ist einige Monate vor dem Ende des zweiten Weltkrieges. Das Land ist ein Trümmerhaufen und die Menschen tragen die schwere Bürde kollektiver Schuld mit sich.

Die Atmosphäre in Bettinas Familie ist geprägt von Melancholie, Traurigkeit, Disharmonie und Isolation von der umgebenden Welt.

Bettina ist nicht neugierig auf das, was sie umgibt, im Gegenteil es schreckt sie ab, und sie fühlt sich zu nichts zugehörig und lebt stattdessen in Abwehr zu Heimatland und Familie und wird zu einer lernunwilligen Schülerin, die es schwer hat sich einzufügen. In Gedanken ist sie ständig anderswo, ruhelos Lösungen suchend für das, was sie nicht zu verstehen vermag.

Das von Schuld und Verneinung geprägte Land, das sich hastig aufzubauen sucht, empfindet sie als seelenlos. Sie entwickelt den dringenden Wunsch ihm und der Familie zu entkommen und frei zu sein. Sie fühlt sich zutiefst entfremdet von ihrer Familie und ihrer weiteren Umgebung und plant ihr Entkommen in jungen Jahren.

 

Im Alter von 17 Jahren schickt ihr Vater sie für fast 2 Jahre Zeit auf eine Schule nach England, wo sie das erste Mal glücklich ist. England bestätigt sie in ihrem Glauben, dass anderswo alles besser und anders sei als zuhause. Sie will von nun ab reisen und die Welt kennen lernen und macht darum eine kurze Handelslehre, die es ihr erlauben wird anderswo zu arbeiten und ihr eigenes Geld zu verdienen und, wie sie glaubt unabhängig vom Elternhaus und Heimatland zu werden.

 

Sie glaubt fest daran, dass sie Zugang zu Menschen, Glück und Zughörigkeit in anderen Teilen der Welt finden wird. Sie will sich so weit wie möglich von Deutschland entfernen. Es gelingt ihr im Laufe ihres unruhigen Daseins nirgendwo für längere Zeit Fuß zu fassen. Sie ist noch zu jung und zu getrieben und unwissend zu erkennen, dass sie sich nicht nur von der äußeren Heimat sondern auch von sich selber immer weiter entfernt und abtrennt.

 

Im Alter von etwa 28 Jahren wird ihr klar, dass sie diesen Lebensstil nicht länger aufrechterhalten kann, und dass er sie dem ersehnten Frieden und dem  Glück  nicht näher gebracht hat. Sie ahnt, dass ein innerer Wandel von Nöten ist. Bettina kehrt nach  Hamburg zurück, wo inzwischen ihr Vater gestorben ist und wo nur noch ihre Mutter lebt, zu der sie in das ehemalige Elternhaus zieht. Sie verdient Geld und spart, um sich eine Therapie in der Stadt München leisten zu können. Bald darauf geht sie nach München, wo sie eine Auszeit macht, um sich ihrer Therapie und ihrer eigenen Entwicklung zu widmen. Hier in dieser lebendigen, bunten Stadt spürt sie das erste Mal eine Art Zugehörigkeit zu ihrem Heimatland. Einige Jahre später kommt  auch diese Zeit zum Ende, und  ihre Mutter stirbt in Hamburg. Das Familienhaus wird verkauft und von dem neuen Besitzer dem Erdboden gleich gemacht. Bettina hat keinen Rückhalt mehr, keine Heimat aber dafür eine größere Summe Geldes, das elterliche Erbe.

 

Zu diesem Zeitpunkt treffen sich Bettinas und Georgs Lebenswege.

 

Georg wächst zwei Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in der Stadt Wien, in Österreich auf. Im Gegenteil zu Bettina trägt er eine starke Liebe und Stolz für seine Heimatstadt und sein Heimatland in sich und identifiziert sich mit deren Kulturgut. Später hat er den Wunsch Architekt zu werden und die Welt zu verschönern, aber erst einmal wächst er im Rahmen einer konfliktreichen Familie auf im Nachkriegswien. Georgs Plan sich von der konfliktbeladenen Dynamik seiner Familie zu befreien ist zu studieren und eine Karriere aufzubauen. Er studiert ehrgeizig, und es scheint, als habe er begonnen sich dem Einfluss seiner Familie zu entziehen. Er heiratet jung und bald kommt das erste Kind auf die Welt, und er entwickelt große Träume für sich und seine junge Familie. Zur Zeit der Geburt seines zweiten Kindes bricht sein Traum zusammen und im Alter von eben 30 Jahren steht er vor einer Scheidung. Er verliert alles, seine zwei Kinder, die geplante Luxuswohnung und den Rückhalt seiner kleinen Familie. Er fühlt sich auf einmal heimatlos und Opfer seiner Situation. Gleichzeitig scheint sich eine neue Tür geöffnet zu haben, die ihn einlädt in eine neue Dimension unendlicher Möglichkeiten einzutauchen.

 

2.TEIL

 

Nachdem sich Bettina und Georg getroffen haben, ist das Leben für keinen von ihnen mehr das gleiche. Sie fühlen sich wie vom Blitz getroffen und nichts, was sie bis zu diesem Zeitpunkt erlebt, gekannt und gemacht haben, ist mehr wie zuvor. Für einen kurzen flüchtigen Augenblick nur erfahren sie bei ihrem ersten Treffen einen tiefen bislang unbekannten Frieden. Hiervon mögen sie bisher nur jeder für sich alleine geträumt haben, aber nun erleben sie es, wenn auch nur für einen flüchtigen Augenblick, zusammen. Das bisher Geträumte ist greifbar geworden und wird von nun ab zum Grundpfeiler ihrer weiteren Suche und ihres gemeinsamen Lebens werden, auf dem sich alles Weitere aufbaut und worauf sie immer wieder versuchen werden sich zu beziehen.

 

Innerhalb weniger Monate nach ihrem Treffen zieht Bettina nach Wien zu Georg in seine alte Wohnung und sie spüren beide den Drang von Grund auf neu zu beginnen. Nachdem sie ihren Aufbruch als einen gemeinsamen Wunsch sehen, legen sie ihre beiden Gelder zusammen. Bettina ist zu dem Zeitpunkt davon überzeugt,  dass sie ihr geerbtes Geld  eines Tages für einen Platz  ausgeben will, der ihnen und anderen Menschen dienen wird.

Nichts hält sie noch in Wien zurück. Georg kündigt seinen Arbeitsplatz, er lässt seine Eltern und seine Kinder scheinbar zurück.

 

Ihre gemeinsame Reise ins Ungewisse hat begonnen.

 

Sie haben jetzt zwar flüssiges Geld aber keine feste Bleibe, keinen Arbeitsplatz, kein Netzwerk von Menschen; nur einander und ihre gemeinsame Vision sich selber kennen zu lernen und bleibenden Frieden und Glück zu finden. Sie fragen sich, ob das findbar sei in der Stille des Landlebens, weit entfernt von allen bisherigen Bezugspunkten.

 

Zwei Monate später sind sie bereits auf dem Wege ihren eigenen Platz zu finden. Sie finden ihn in einer Art Niemandsland 150 km von Wien entfernt, inmitten einer kultivierten, lieblichen, hügeligen von Fruchtbäumen gesäumten Landschaft. Sie verlieben sich auf Anhieb in ein kleines, altes Bauernhaus, das sich in einen Hügel hineinlehnt. Es scheint sie zu sich zu rufen, sie sind wie verzaubert und zögern nicht lange den Kaufvertrag zu unterschreiben, ohne über die möglichen Konsequenzen nachzudenken. Kurze Zeit später, als sie schon eingezogen sind, wird ihnen bewusst, in welchem Zustand das alte Haus wirklich ist und wie viel Gerümpel in ihm gelagert ist und wie viele Dinge in Ordnung gebracht gehören. Noch längst wissen sie nicht, dass sie sich auf eine spirituelle Reise begeben haben.

 

Vier Jahre lang leben sie in dem kleinen Haus. Gleich zu Beginn träumt Bettina, dass das Haus als Lehrer in ihr Leben gekommen ist, der sie lehren will sich zu erden und zu einer längst vergessenen Einfachheit zurück zu finden. Nach einer kurzen Zeit der Abwehr zu allem, was sie hier vorfinden, beginnen sie die vor ihnen liegende Arbeit innerlich anzunehmen and anzupacken. Sie  entrümpeln das Haus, sie reinigen und aktivieren den ehemalige Brunnen, sie installieren eine neue Wasserversorgung, erneuern den alten Ofen, füllen Löcher, kratzen alte Farbe von Türen, nehmen Steine aus dem Boden, graben die Erde um, legen einen neuen Garten an, säen und pflanzen, zäunen Wiesen ein, halten Schafe und Hühner, waschen und spinnen Wolle, mahlen das Korn selber, sammeln erste Eier ein und pflücken Früchte von Apfel- und Pflaumenbäumen. Sie werden Zeugen der natürlichen Zyklen der Natur und lernen von der Natur  die eigenen Zyklen kennen. Das Landleben lehrt sie Verantwortung für sich selber zu übernehmen und alles was um sie herum ist.

 

Bettina ist schwanger und neun Monate später heißen sie ihr erstes Kind, ein kleines Mädchen, willkommen. Von ihr lernen sie tiefer über natürliche Rhythmen und sie empfinden das kleine Mädchen oft als ihren Lehrer in Dingen, deren Gegenwart sie schon vor langem vergessen haben. Sie finden auch Bücher über schamanische Lehren und treffen schamanische Lehrer. Diese Lehren öffnen ihnen die Augen zu einer unbekannten Welt tiefer Verbindung zur Natur und lehren sie einen neuen Zugang zu ihr zu bekommen. Oft wandern sie in die nahe gelegene Bergwelt, wo ihnen unberührte Natur begegnet. Sie bekommen neue Eindrücke, die in ihnen eine tiefe Sehnsucht entfachen, mehr über wilde ungezähmte Natur zu erfahren und einen tieferen Zugang zu ihr zu bekommen.

 

Nach 3 Jahren, fast am Ende ihres Aufenthaltes in dem kleinen Bauernhaus, schreiben sie gemeinsam ein Buch über das Erlebnis, die Stadt hinter sich zu lassen und ihrer ersten Begegnung mit dem Landleben. Es wird später unter dem Titel ‚Aufbruch ins Ungewisse’ veröffentlicht. Die Erfahrung mit dem Landleben hat ihnen neue Kraft und Vertrauen gegeben. Aber sie hat ihnen auch bewusst gemacht, dass es nicht so einfach ist, sich selber in aller Tiefe kennen zu lernen und das gesuchte Glück und den Frieden der ersten Begegnung in sich zu finden und dauerhaft zu machen.

Das kleine alte Haus ist entrümpelt, nichts Altes aufzuräumen ist übrig geblieben, es ist nicht groß genug und es hat zu wenig Land, um ihr Leben zu erweitern und zu vergrößern. Sie haben erledigt, was sie als ihre Aufgabe in dem Haus gesehen haben. Sie sind überzeugter von ihrem Schritt Alles hinter sich zu lassen. Sie sind von neuer Kraft erfüllt und schaffen sich einen neuen Traum. Sie wollen vollkommen neu beginnen und von nun an mit wilder, ungezähmter Natur  leben, ihr Traumhaus bauen und sich mit ihrer Quelle verbinden. Die Vision eines Platzes für sich und andere lebt noch immer in ihnen, denn das Geld diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen liegt ungenutzt auf der Bank und wartet in ihren Augen darauf genutzt zu werden. Alles ruft zum Aufbruch nach neuen Ufern.

 

 

3. TEIL

 

Die ganze Welt scheint ihnen offen zu stehen, und sie erkunden mehrere Möglichkeiten bis sich zu ihrer Überraschung der Westen Irlands anbietet, der ihnen vollkommen unbekannt ist, wo sich aber viel ungenutztes Land anbietet. Hier finden sie einen leeren, nassen, unfruchtbaren  Moorhügel an einem kleinen Moorsee gelegen, in der Nähe einer Kleinstadt. Der Platz ist weit und unberührt, ein Nachbar zur linken und ein Nachbar zur rechten. Auf dem Land wachsen kein Strauch, kein Baum und keine Wildblume. Kühe haben das Land zertrampelt.

 

Eine harte Zeit beginnt für sie beide und trotzdem geben sie nicht auf, ihre unmöglichen Träume wahr machen zu wollen. Sie übersehen und weichen Hindernissen, die sich ihnen in den Weg stellen, aus. Sie sind willensstark und haben eine langzeitige Vision im Auge, die sie trägt: einen Platz für sich und andere Menschen zu schaffen. Als erstes lassen sie eine Straße auf ihren Platz hinauf legen und als nächstes bringen sie einen kleinen, billig erstandenen Wohnwagen auf den Platz. Hierin wollen sie zu dritt leben bis sie ein Haus für sich gebaut haben. Über die Jahre pflanzen sie mehr als dreitausend Bäume auf dem leeren Land. Mit dem Pflanzen beginnen sie noch ehe die Straße gelegt ist. Sie tragen Spaten, Eimer und winzige Bäumchen in den Händen und ihre Tochter am Rücken und stolpern über das nasse Land, wo die Kühe tiefe Spuren hinterlassen haben. Die winzigen Bäume scheinen ebenso verloren wie sie selber in der Weite des Landes zu stehen.

 

Trotz ihrer Vision ihr Heim zu bauen und das Land in ihrem eigenen Rhythmus und ihrer eigenen Zeit umzuwandeln, fühlen sie sich auf einmal gedrängt von Existenzängsten im Fremdland. In Österreich war ihnen die Wildnis, die ihnen  in den Bergen begegnet war aufregend und sogar lieblich vorgekommen, anders als sie ihnen im irischen Moorland begegnet, einem von Nässe durchtränkten struppige Heideland, gepeitscht von Wind und Regen. Es treten Konflikte zwischen ihnen auf, und es kommt ihnen vor, als  seien sie um Jahrhunderte zurück versetzt in andere Zeiten und begegneten den eigenen Vorfahren und den Vorfahren der Menschen des Fremdlandes, die in Mangel und Härte gelebt haben. Von bisher unbekannten Ängsten und Zweifeln getrieben, fühlen sie sich auf einmal verloren und richtungslos, doch es kommt ihnen nie in den Sinn zurück zu kehren in die Wärme und Vertrautheit dessen, was sie zurückgelassen haben.

 

Hilfe von anderen Menschen kommt ihnen zwar des Öfteren entgegen und doch fühlen sie sich verlassen und verloren und allein gelassen in dem Versuch ihr Zuhause zu bauen und einen ersten Garten anzulegen und in dem fremden Land Wurzeln zu fassen, ein Land in dem alles anders läuft und funktioniert und grundlegend anders gedacht wird als dort woher sie gekommen sind.. Sie wollen sich nicht geschlagen geben und machen immer weiter, auf einmal offensichtlich sich selber fremd und Fremde in einem dunklen Land. Sie klammern sich nun noch fester an ihre mitgebrachten Träume und Vorstellungen, die  nicht im Einklang mit dem neuen Land stehen und in einem anderen Kulturraum entstanden sind, der nichts mit dem Vorgefunden zu tun zu haben scheint. Das Äußere spiegelt ihr Innerstes wider. Die vorgefundene scheinbar leere und nasse Wüste erinnert sie an Mangel, Hunger und die Notwendigkeit Kriegszeiten zu überleben, Zustände, die schon ihre Vorfahren bestimmt hatten. Ihre eigene, nicht verarbeitete Geschichte, tief im Innersten gelagert, scheint aus der Tiefe des Moores aufzusteigen, dem Moorboden von dem gesagt wird, es sei auf viele Art ein Archiv, das nicht nur Butter aber auch die Menschheitsgeschichte lagert. Sie fühlen sich als Opfer ihrer eigenen Wahl in dem fremden neuen Land, isoliert und abgetrennt von ihrer Umgebung. Sie werden ohne Vorwarnung  von einem Nachbarn informiert, dass Lasten auf ihrem Land liegen, von denen sie nichts gewusst haben. Ihnen wird bewusst, dass die Nachbarschaft sie durch die Brille der Vergangenheit wahrnimmt und sie mit den ehemaligen englischen Landbesitzern verwechselt, die Jahrhunderte lang ihr Land besetzt haben.

 

Jahre folgen, in denen sie bemüht sind, diese Lasten am Land aufzulösen, von einem Anwalt zum nächsten gehen und dafür plädieren, dass jemand die Verantwortung übernimmt. Parallel zu diesem äußeren Prozess tritt nun ihre eigene Geschichte in den Vordergrund und ruft danach verarbeitet und in Ordnung gebracht zu werden. Lange ist ihre persönliche Vergangenheit als eine schwere Last auf ihren Schultern gelegen und hat sie in die Tiefe gezogen, von daher hatten sie beide so lang sie denken konnten das gesuchte Glück und Frieden außerhalb von sich gesucht, was sie an diesen Platzt gebracht hat..

 

Sie beginnen zu verstehen, dass sie aufgefordert sind die Verantwortung für ihr Leben ganz in sich zu übernehmen und das hieße die inneren sowie die äußeren Lasten vollkommen aufzulösen, denn niemand sonst würde oder könnte ihnen diese Arbeit abnehmen. Der Prozess durch den sie jetzt gehen, lehrt sie Verantwortung zu übernehmen, Geduld und Durchhaltevermögen; Qualitäten, die ihnen bisher fremd gewesen sind. Diese Zeit lehrt sie auch die Geschichte des Landes, in dem sie sich angesiedelt haben, in all seiner Tiefe kennen zu lernen und sich somit der bisher fremd  gebliebenen Bevölkerung zu nähern und zu verbinden. Alles wird zum Lehrer, die Lasten auf dem Land, das dunkle, harte, nasse, gnadenlose Moor und das Klima mit den sich ständig verändernden Wettern, das absolute Fehlen der bekannten Kultur ihrer beider Herkunftsländer und ihre Kinder, denn in der Zwischenzeit hat Bettina ein zweites Kind, einen Jungen, zur Welt gebracht. Die schweren Ketten von Scham und Schuld, die um sie gelegen sind und die sie niedergehalten haben, für das was ihre Herkunftsländer im 2. Weltkrieg getan haben, rücken in den Vordergrund. 60 Jahre nach dem Krieg wird es Bettina endlich möglich, inneren Frieden mit ihrem Heimatland zu schließen, und es tritt damit das erste Mal ihr innerer Wunsch auf sich mit ihm neu zu verbinden.

 

Seitdem Georg und Bettina zusammen gefunden haben, ist nie der Gedanke in ihnen aufgetaucht irgendetwas könne zu schwer für sie sein oder ihren Weg in irgendeiner Weise behindern. Sie hatten geträumt, dass ihr Weg immer

leichter, unbeschwerter und friedlicher würde, aber stattdessen fühlten sie sich schwerer werden und als seien sie aufgerufen, immer tiefer in den Boden unter ihren Füßen zu sinken und das anzuschauen und sich dessen  bewusst zu werden, dem sie immer ausgewichen waren.

 

Nun folgen Jahre des Rückzugs von der Welt um sie herum, sie sind gezwungen ihren Blick nach innen zu wenden und keine Antworten mehr außerhalb von sich zu suchen. Sie begegnen ihren Schatten, denen sie ausgewichen sind. Sie fühlen sich in einer Falle gefangen aus der es keinen Ausweg gibt, sie begegnen gezwungenermaßen ihrer inneren Leere, Mangel, Angst, Wut, Neid, Scham, Schuld, Traurigkeit, Einsamkeit und Isolation. Aber im Gegensatz dazu kommen auch andere Qualitäten das erste Mal in ihr Bewusstsein von denen sie bisher auch nichts gewusst haben wie zum Beispiel innere Disziplin, Ordnung, Ausdauer, Durchhaltevermögen und Kreativität.

 

Jahre später ziehen die Nachbarsfamilie zur rechten und das alte Ehepaar zur linken fort, die ihnen anfangs ein Gefühl von Zugehörigkeit gegeben hatten. Von einem Moment zum anderen fühlen sie sich noch einsamer als zuvor. Das Geld, das Bettina vor langem geerbt hat und das Georg gespart hat, ist ausgegeben an dem Haus, das sie für sich gebaut haben und dem Auflösen der Lasten. Sie entscheiden sich ihr Auto zu verkaufen und ihre beiden Kinder zuhause zu schulen und sich damit noch tiefer in sich zurück zu ziehen.

 

Mit der Einkehr beginnt ein neuer Zyklus. Sie erkunden ihre Gedanken und ihre Vorstellungen und entdecken das erste Mal das Netzwerk ihres zerstörerischen Gedankensystems, das sie von Kindheit an erlernt haben und mit dem sie sich durchs Leben bewegt haben und in dem sie jetzt den Grund ihrer Schwere sehen und die inneren Konflikte, die sie mit sich tragen und die schon immer dem ersehnten Glück und Frieden im Wege gestanden sind. Ihr ganzes Leben beginnt sich umzukrempeln  als sie beginnen sich mit sich selber, ihren Kindern und der umliegenden Natur zu verbinden.

 

Diese fokussierte Zeit, die zehn Jahre anhält, kommt zum Ende als ihre Kinder entscheiden die letzten Jahre ins lokale Gymnasium zu gehen und dort ihre Endexamen zu machen, bevor sie auf die Universität gehen. Georg entscheidet als Architekt zu arbeiten  und Bettina beginnt Gruppen in der Gemeinde zu formen und selber zu halten: von kreativen Schreibgruppen zu Sing- und Trommelgruppen, womit sie das erste Mal in ihrem Leben mit ihrem Umfeld vernetzt ist. Parallel dazu entscheidet sie sich ihre Biografie zu schreiben, was Jahre später zu einem Gedichtband führt, in dem sie in Gedichtform ihr Leben beschreibt als das eines selbst gewählten Exils. Georg schreibt und veröffentlich ein Buch über Energien von Menschen und Plätzen.

 

In der Zwischenzeit, im Jahre 2016 haben Georgs and Bettinas Kinder Irland verlassen und setzen ihr Leben am Festland fort, dem Platz den ihre Eltern vor über 35 Jahren hinter sich gelassen haben. Über 40 Jahre sind vergangen seit  Georg und Bettina einander begegnet sind. Sie renovieren ihr Haus und blicken  auf eine lange Reise sich selber kennen zu lernen zurück.

Sie haben ihrem inneren Schatten begegnen müssen, der Wildnis ihrer Gedanken und die Abtrennung von sich selber und somit anderen Menschen, der Natur und ihrer inneren Quelle; eine Reise, auf der sie sich auch mit ihren unbekannten Stärken verbunden haben. Die anfängliche leere, unfruchtbare Moorwüste hat sich mit ihrer eigenen inneren Reise gewandelt. Es ist ein Platz entstanden, an dem heute hohe Bäume und Wildblumen wachsen und an dem Vögel nisten können und Tiere eine Zuflucht finden.

 

 

4. TEIL

 

Unsere Zukunft und die Zukunft dieses Platzes sind ungewiss.

 

Ein Zyklus ist beendet.

 

Ein neuer Abschnitt  beginnt sich zu öffnen.

 

Bettina und Georg sind offen und bereit, ihren Platz mit der Welt zu teilen und/oder ihn Anderen und einem größeren Zweck zu übergeben. Diese Übergabe wird ihr eigenes Bewusstsein und den Platz auf eine neue Ebene heben.

 

Wieder stehen sie vor dem Ungewissen, das sie weiter nach innen ruft um tiefere Ebenen in sich selber zu erkunden, um den ersehnten Frieden zu erfahren und dauerhaft zu machen.

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